"HOAMAT BEGEGNEN" Teil 2
ASTERIX IN TAUFKIRCHEN?
Asterix fand seinen Weg mittels der Gebrüder Well sogar in den bayerischen Dialekt. Quelle: Amazon
"Spinnen" wir jetzt wie einst angeblich "die Römer"? Der kleine tapfere Gallier, den viele von uns aus den lustigen Comicheften in bester Erinnerung behalten haben, soll sich jetzt in Taufkirchen herum treiben?
Nein! Aber Kelten lebten tatsächlich vor langer Zeit (ca. 600 bis 300 v.Chr.) auf dem Gebiet unserer Heimatgemeinde. "Gallier" ist aus dem Französischen abgeleitet und bezeichnet ebenfalls Kelten.
Kelten - wer war das eigentlich? Schriftliche Überlieferungen gibt es aus deren Zeit keine. So sind wir auf die Aufzeichnungen römischer "Geschichtsschreiber" und zum überwiegenden Teil auf die Schlussfolgerungen angewiesen, die Archäologen aus ihren Funden ziehen konnten. "Die Kelten" bestanden aus rund 400 Stämmen, die aufgrund gemeinsamer Religion, Kultur und Lebensweisen diesem Sammelbegriff zugeordnet wurden. Die Verbreitung dieser Stämme entwickelte und veränderte sich über einen längeren Zeitraum. Das Hauptverbreitungsgebiet lag im heutigen Süddeutschland, in Ostfrankreich und der Schweiz.
Verbreitungsgebiet keltischer Stämme; Quelle: Wikipedia.
Zwei wichtige Zeiträume waren die so genannte Hallstattzeit (ab ca. 750 bis ca. 450 v.Chr.) und die Laténezeit (ca. 450 bis ca. 15 v.Chr.). Die Hallstattzeit war geprägt durch die Salzgewinnung (u.a. im österreichischen Hallstatt, daher der Begriff), wodurch Lebensmittel längere Zeit haltbar gemacht werden konnten, was wiederum längere Reisen und Wanderschaften ermöglichte. Die Laténezeit wiederum erhielt ihren Namen von einem kleinen Ort in der Schweiz, wo Eisen gewonnen wurde. Die Nutzung dieses Metalls führte zur Entwicklung professioneller Handwerke, die Geräte und Waffen herstellten.
Bei den Bauarbeiten zum Sport- und Freizeitpark in den Jahren 1993/1994 wurden zahlreiche Spuren einer keltischen Siedlung zu Tage gefördert. Auf der Grundlage dieser archäologischen Funde konnte eine keltische Siedlung an diesem Fundort im Zeitraum 600 bis 300 v.Chr. rekonstruiert werden. Zahlreiche Wohn- und Speicherbauten, Zaunreihen, Vorrats- und Abfallgruben sowie Feuerstellen gaben ein "Bild" damaliger Lebensverhältnisse ab. So können wir davon ausgehen, dass die ehemaligen Bewohner von Landwirtschaft und handwerklichen Tätigkeiten lebten.
Ihnen folgten später römische Siedler, deren Spuren ebenfalls im Sport- und Freizeitpark gefunden wurden.
Das Dach des Keltenhauses wurde von einer Berliner Spezialfirma originalgetreu mit Reet gedeckt.
Als Zeichen dieser keltischen Wurzeln wurde auf Initiative des damaligen Gemeindeheimatpflegers, Ernst Kistler, mit Unterstützung des Bauträgers des "Sonnenparks" am Köglweg, DEMOS, eine Rekonstruktion eines "Keltenhauses" erstellt.
Diese war das erste kommunale Freilichtdenkmal im gesamten Münchner Raum. Es stellt ein so genanntes "Sechspfostenhaus" dar, ein Haustyp, der typen- und größenmäßig in unserem Raum zur damaligen Zeit verbreitet war. Die Gebäude wurden ausnahmslos ohne Stein auf Lehmboden aus dem Holz der heimischen Wälder erstellt und waren lehmverputzt und stroh- und reetdachgedeckt.
Die Nachbildung des typischen "Flechtwerk-
verputzes" aus der Keltenzeit im Taufkirchner Keltenhaus.
Führungen können mit dem Gemeindeheimatpfleger vereinbart werden.
Autor und Fotos: Michael Müller, Gemeindeheimatpfleger, April 2020